Wie gelangt Wasserstoff nach Baden-Württemberg? Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme hat mögliche Import-Routen für Wasserstoff und seine Derivate ins Land untersucht. Betrachtet wurden Möglichkeiten und Kosten des Transports über Pipelines sowie den Wasserweg. Zu Vergleichszwecken wurde auch die Erzeugung in Deutschland betrachtet. Der europäische Pipeline-Transport ist demnach die kostengünstigste Option. Die Studie wurde vom baden-württembergischen Umwelt- und Energieministerium gefördert.
Für den Wasserstoffhochlauf in Baden-Württemberg werden H2-Importe eine zentrale Rolle spielen - Dies macht eine neue Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) deutlich. Die Analyse zeigt verschiedene Versorgungsoptionen mit Wasserstoff für Baden-Württemberg auf. Miteinbezogen wurden Potenziale für Erneuerbare Energien (EE) in Erzeugerländern, Kosten und Transportwege von Wasserstoff und seinen Derivaten nach Baden-Württemberg. "Baden-Württemberg wird langfristig auf Importe von Wasserstoff und dessen Derivaten angewiesen sein, um die eigenen Bedarfe decken zu können", erklärt Energieministerin Thekla Walker. Die Studie des Fraunhofer ISE sei deshalb ein wichtiger Baustein in der Analyse verschiedener Versorgungsoptionen Baden-Württembergs. So betont die Ministerin weiter: "Mit diesem wichtigen Wissen werden wir entsprechende Vorkehrungen treffen, um den Wasserstoffhochlauf im Land optimal unterstützen zu können."
Ziel der nun veröffentlichten Studie war es unter anderem aufzuzeigen, welche Länder und Transportwege zur Versorgung Baden-Württembergs mit Wasserstoff und den Derivaten Methanol und Ammoniak in Frage kommen. Die Autorinnen und Autoren untersuchten exemplarisch acht Regionen beziehungsweise Länder weltweit und führten eine techno-ökonomische Analyse von den EE-Potenzialen bis zur Ankunft des Wasserstoffs in Baden-Württemberg durch. Konkret wurden folgende Regionen untersucht: Ostkanada, Algerien, Marokko, die Vereinigten Arabischen Emirate, Norwegen, Finnland, Schottland und Spanien. Insbesondere mit Blick auf die genannten Länder kann das Land Baden-Württemberg auf bestehende Energiepartnerschaften (Vereinigte Arabische Emirate, Schottland, Andalusien) aufbauen. Auch zu den anderen Ländern und Regionen besteht bereits ein enger Austausch im Bereich Wasserstoff. Die Auswahl der Regionen ist nicht abschließend und kann später um weitere Analysen ergänzt werden.
Für alle Regionen wurde das EE-Potenzial ermittelt und geeignete Standorte für die großtechnische EE- und somit auch Wasserstoffproduktion identifiziert. Anschließend untersuchte das Fraunhofer ISE, ob der Transport per Pipeline oder den Seeweg möglich ist, welche Energieträger in Frage kommen und welche Kosten für Herstellung, Transport und eine eventuelle Rückwandlung anfallen. Als Vergleich zu den untersuchten Import-Optionen wurde die Produktion von Wasserstoff in Baden-Württemberg sowie Nord- und Ostdeutschland analysiert. Untersucht wurden neben gasförmigen Wasserstoff auch flüssiger Wasserstoff sowie die Derivate Ammoniak und Methanol.
Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass der Transport per Pipeline langfristig die kostengünstigste Importoption darstellt, insbesondere in Deutschland und aus anderen europäischen Ländern. Gleichzeitig bietet der Transport per Schiff eine höhere Flexibilität bei der Wahl eines Energieträgers sowie der Diversifizierung von Importen durch die Auswahl geografisch entfernterer Erzeugungsländer.
Für die lokale Wasserstoffproduktion in Baden-Württemberg zeigen die Ergebnisse der Studie durchaus Potenzial. Im Jahr 2040 wird die Kostenspanne nach den Berechnungen von Fraunhofer ISE für eine Produktion in Baden-Württemberg zwischen 3,4 und 3,8 Euro pro Kilogramm Wasserstoff betragen. Die Bereitstellungskosten per Pipeline wären im selben Jahr zwischen 2,4 bis 4,3 Euro pro Kilogramm. Damit wird die regionale H2-Erzeugung im Land konkurrenzfähig zu anderen Optionen. Die begrenzte Flächenverfügbarkeit für EE-Anlagen im Land wird die Kapazitäten der Vor-Ort-Erzeugung laut dem Fraunhofer ISE jedoch einschränken. Wasserstoff-Importe sind daher für den baden-württembergischen Wasserstoffhochlauf genauso unverzichtbar wie der Aufbau einer lokalen Wasserstoffwirtschaft. Daher folgert die Analyse, dass beide Dimensionen für eine flächendeckende Wasserstoffversorgung unterstützt werden müssen.
Quelle: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE)