In Stuttgart-Münster geht eines der ersten wasserstofffähigen Gasturbinen-Kraftwerke Deutschlands in Betrieb. Die „H2-ready"-Anlage der EnBW soll künftig mit bis zu 100 Prozent Wasserstoff betrieben werden können.
Die EnBW hat am Standort Stuttgart-Münster eines der ersten wasserstofffähigen Gasturbinen-Kraftwerke in Deutschland in Betrieb genommen. Um eine bedarfsgerechte Energieversorgung sicherzustellen, ist gerade im Süden Deutschlands der Bedarf an hochflexiblen Kraftwerken zur Ergänzung der Erneuerbaren Energien und zum Erhalt der Netzstabilität hoch. Durch die kurze Anfahrtszeit kann das sogenannte H2-ready Fuel Switch-Kraftwerk unmittelbar auf Schwankungen im Stromnetz reagieren, wenn wetterbedingt nicht ausreichend regenerativ erzeugter Strom im Netz ist. Die Anlage soll über eine elektrische Leistung von 124 Megawatt (MW) und eine thermische Leistung von 370 MW verfügen. Nach erfolgreichem Probebetrieb wird die Anlage in Kürze in den kommerziellen Betrieb übergehen.
Der Standort Stuttgart-Münster unterscheidet sich von weiteren Kraftwerken der EnBW durch einen Schwerpunkt: Die Anlage ist auf die thermische Verwertung von Abfällen spezialisiert, also auf die Müllverbrennung. Zur optimalen Brennstoffausnutzung werden dabei gleichzeitig Fernwärme und Strom nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) erzeugt. Wenn im Winter die Müllverbrennungsanlage für die Fernwärmeversorgung nicht mehr ausreicht, lieferten bisher drei Kohlekessel die darüber hinaus benötigte Wärme. Diese Kohlekessel werden durch das neue wasserstofffähige Gaskraftwerk künftig ersetzt. Seit April 2024 erzeugt ergänzend eine Großwärmepumpe bis zu 24 Megawatt Fernwärme. Gemeinsam mit der bestehenden Müllverbrennungsanlage hat der Gesamt-Standort eine thermische Leistung von 450 Megawatt.
Das Projekt in Stuttgart-Münster ist Teil der sogenannten "Fuel Switch"-Strategie des Energieversorgers EnBW, im Rahmen derer auch die bislang kohlebefeuerten Kraftwerksstandorte in Altbach/Deizisau und Heilbronn auf wasserstofffähige Gaskraftwerke umgestellt werden. Zusammengenommen haben alle drei Projekte eine Gesamtkapazität von rund 1,5 GW und ein Gesamtinvestitionsvolumen von rund 1,6 Milliarden Euro. Damit setzt das Unternehmen die laufende Dekarbonisierung seines Kraftwerksportfolios fort. Peter Heydecker, Vorstand Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur der EnBW, erklärt zudem, die Anlage in Stuttgart-Münster voraussichtlich ab Mitte der 2030er-Jahre mit bis zu 100 Prozent CO2-armem Wasserstoff betreiben zu wollen. Voraussetzung hierfür sei, dass der Energieträger in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehe.
Mit dem Fachdialog Wasserstoffinfrastruktur triebt die Plattform H2BW seit dem Jahr 2023 den Diskurs relevanter Stakeholder in Baden-Württemberg rund um den Aufbau einer zukunftsfesten Wasserstoffinfrastruktur zur Deckung der H2-Bedarfe im Land voran.
Quelle: EnBW