Für die Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft in Baden-Württemberg ist der schnelle Aufbau einer umfassenden Wasserstoffinfrastruktur und die Bereitstellung von grünem Wasserstoff in ausreichenden Mengen Voraussetzung. Dies bekräftigten Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Umweltministerin Thekla Walker beim 2. Spitzengespräch Wasserstoffinfrastruktur am 30. Juni 2023. Damit fließen die Ergebnisse des Fachdialogs Wasserstoffinfrastruktur direkt in die Wasserstoff-Strategie des Landes ein.
„Energie aus Wasserstoff wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Wasserstoff aus erneuerbaren Energien – und so effizient wie möglich. Denn Baden-Württemberg will bis 2040 klimaneutral sein. Und Europa muss seine geopolitische Abhängigkeit reduzieren, wie uns der Angriffskrieg Russlands brutal vor Augen führt“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Freitag (30. Juni 2023) in Stuttgart anlässlich des zweiten Spitzengesprächs Wasserstoffinfrastruktur. „Unsere Industrie braucht Wasserstoff. Und Baden-Württemberg ist ein Industrieland! Deshalb ist es enorm wichtig, dass wir die Versorgung rechtzeitig sicherstellen und frühzeitig an ein deutsches und europäisches Wasserstoffnetz angebunden werden.“
Seit Dezember 2022 führt die Landesregierung einen intensiven Dialog mit den Mitgliedern des Wasserstoff-Beirats BW, dem Unternehmensdialog Energiewende sowie weiteren Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Kommunen über die Rolle von Wasserstoff für Klimaschutz und Wirtschaft. Im heutigen Zweiten Spitzengespräch Wasserstoffinfrastruktur haben die Beteiligten eine Gemeinsame Erklärung unterzeichnet: Darin fordern sie unter anderem einen Anschluss Baden-Württembergs an das geplante deutsche Kernnetz 2032.
„Wasserstoff ist ein Treibstoff für eine klimaneutrale Industriegesellschaft. Baden-Württemberg als führendes Industrieland muss bei der Versorgung daher von Beginn an dabei sein“, so Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Dies erfordert eine intensive Planung. Baden-Württemberg hat viele industrielle Zentren. Entsprechend verzweigt muss das Wasserstoff-Netz im Land sein.
Bereits bei der Ausgestaltung des deutschen Kernnetzes sollen nach Ansicht der 31 Unterzeichner:innen der Gemeinsamen Erklärung gleich mehrere Stränge im Südwesten einbezogen werden: die im Bau befindliche wasserstofffähige Süddeutsche Erdgasleitung (SEL) vom Knotenpunkt Lampertheim bis Altbach/Neckar und deren Verlängerung bis Bissingen/Bayern, die Nord-Süd-Pipelineverbindung im Rheintal nach Baden-Württemberg und deren Fortführung bis zur Schweizer Grenze. Außerdem der Anschluss des Bodenseeraums (Illertal-Leitung/Donau-Bodensee-Leitung) sowie das grenzüberschreitende Projekt „Rhyn Interco“ im Raum Freiburg.
Für die Planung künftiger Netze führt das Umweltministerium aktuell eine neue Wasserstoff-Bedarfsanalyse durch. Gemeinsam mit der Plattform H2BW, den Industrie- und Handelskammern, dem Netzbetreiber Terranets BW und verschiedenen Branchenverbänden werden dabei die Bedarfe der Unternehmen abgefragt. Der Bedarf an Wasserstoff in Baden-Württemberg wird sehr wahrscheinlich schon vor dem Start des deutschen Kernnetzes 2032 deutlich ansteigen – insbesondere in der Stromerzeugung bei der Umstellung von Gaskraftwerken, in der Industrie und im Schwerlastverkehr. Notwendig sind daher bundesweit einheitliche Bedingungen, die den Aufbau von Elektrolyseuren zur lokalen Produktion von Wasserstoff auch im Südwesten ermöglichen. Das Land unterstützt dabei aktiv Genehmigungsverfahren durch Leitfäden und Handlungsempfehlungen. Parallel fördert die Landesregierung derzeit den Aufbau der Tankstelleninfrastruktur für Langstrecken-LKW mit einem eigenen Förderprogramm.
Den Fachdialog Wasserstoffinfrastruktur wird das Land fortführen mit einem Schwerpunkt auf die weitere Planung des bundesweiten Kernnetzes und den Aufbau von regionalen Erzeugungshubs. Im Rahmen von drei Workshops hat der Fachdialog zudem zentrale Fragen einer zukunftssicheren Wasserstoffinfrastrukturplanung in Baden-Württemberg erörtert. Die Ergebnisse des Fachdialogs wurden ebenfalls beim zweiten Spitzengespräch in Stuttgart präsentiert und bilden zugleich die Basis der gemeinsamen Erklärung.
Als zentrale Anlaufstelle für die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie in Baden-Württemberg bündelt die Plattform H2BW die Aktivitäten und koordiniert die Netzwerkpartner.
Quelle: Staatsministerium Baden-Württemberg